Bayern

Klatschlegende Graeter vor Gericht: "Ich habe alles verloren"

Der frühere Kolumnist der AZ verklagt einen Münchner Unternehmer auf Schadenersatz. Es geht um 24.400 Euro.


Zuversichtlich vor Prozessbeginn: Kläger Michael Graeter.

Zuversichtlich vor Prozessbeginn: Kläger Michael Graeter.

Von Nina Job

München - Michael Graeter galt als "König der Klatschreporter", er gehörte zum München der 1970er und 80er Jahre wie der süße Senf zur Weißwurst. Der ehemalige AZ-Kolumnist war Vorbild für die Figur des Baby Schimmerlos in der legendären Serie Kir Royal, er betrieb drei Kinos, zwei Cafés und das Kultlokal Extrablatt. Diese Zeiten sind allerdings schon länger vorbei. Jetzt kämpft der 81-Jährige um seine wirtschaftliche Existenz. "Ich habe alles verloren", sagte er am Donnerstag vor der 26. Zivilkammer am Landgericht München I.

Graeter klagt gegen einen Unternehmer aus der Welt der Schönen, Reichen, Mächtigen.

2018 schrieb Graeter für das Magazin "Wir in Bayern". Die damalige Herausgeberin Maria Bentz-Arens schwärmt heute noch über ihn: "Er war ein Glücksfall! Graeter kommt aus einer Zeit, von der München heute noch zehrt." Doch dann schrieb er in einem Artikel über Luxus-Jachten auch einen Satz über einen reichen Unternehmer und Sportler aus München: Dieser habe seiner Frau die Freude gemacht, ein 35-Meter-Boot gegen eine längere Jacht einzutauschen. Graeter nannte seinen Namen, erwähnte, in welchem Stadtteil er wohne.

Das gefiel dem Erwähnten nicht. Sein Anwalt schickte dem Verlag eine Unterlassungserklärung, unter Androhung einer Geldstrafe dürfe der Inhalt nicht mehr veröffentlicht werden. Er besitze keine Jacht und habe "als Privatperson" einen besonderen Anspruch auf Persönlichkeitsschutz.

Was danach folgte, hatte sowohl für Graeter, seine Kollegen als auch für die Verlegerin Folgen. Sie kündigte Graeter, wenig später wurde das Magazin eingestellt. "Graeters Lücke konnten wir nicht schließen", sagt Bentz-Arens heute.

Warum hatte sie ihm dann gekündigt? "Mir wurde nahegelegt, mich von ihm zu distanzieren", behauptete sie am Donnerstag auf dem Gerichtsflur. Man habe ihr mit einer Klage gedroht. "Das konnte ich mir nicht leisten."

Graeter klagt nun gegen den Unternehmer auf Schadenersatz in Höhe von knapp 24.400 Euro. So viel Honorar sei ihm für 2018 entgangen, dazu kommen Anwaltskosten. Geschniegelt mit weißem Einstecktuch erschien der 81-Jährige vor Gericht. Der Unternehmer schickte nur einen Anwalt.

Graeter beteuert: "Ich habe die Wahrheit geschrieben." Er hatte Fotos dabei, die alles belegen sollen. Doch für einen Anspruch auf Schadenersatz muss er beweisen, dass ihm der Unternehmer wissentlich schädigen wollte. Daran ist er schon einmal gescheitert - als es um Prozesskostenhilfe ging. Am 25. Mai wird weiterverhandelt.

Positiver Aspekt am Rande: "Ich würde gern wieder mit Herrn Graeter arbeiten", sagte Verlegerin Bentz-Arens.