Geschichte der LZ

Johann Baptist von Zabuesnig: Der Vater der "Landshuter Zeitung"

1849 erschien die erste Ausgabe der LZ: Wer aber war der Mann, der damals eine neue Zeitung in Niederbayern zum Laufen brachte? Durch eine Heirat wurde die Gründung erst möglich.


Johann Baptist von Zabuesnig, Gemälde um 1846

Johann Baptist von Zabuesnig, Gemälde um 1846

Von Redaktion Landshut Stadt

Nach dem frühen Tod ihres Mannes Johann Nepomuk Attenkofer Anfang März 1842 holte die Witwe Ursula, zurückgelassen mit vier unmündigen Kindern und einem florierenden Unternehmen, sich einen ehemaligen Angestellten zu Hilfe: Der Buchhändler Johann Baptist von Zabuesnig, geboren 1820 auf Gut Bobingen bei Augsburg, hatte nach Lehr- und Arbeitsjahren in Augsburg und Worms seit 1839 bei Attenkofer gearbeitet und leistete gerade seinen Militärdienst ab. 1844 übernahm er die Geschäftsführung, 1846 heirateten die beiden.

Revolution und Pressefreiheit

Es war eine unruhige Zeit in Mitteleuropa. Die Forderungen der Französischen Revolution nach "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" waren ein Traum geblieben. In Bayern war zwar unter dem aufgeklärten und aufgeschlossenen Max I. Josef 1818 eine konstitutionelle Monarchie begründet worden. Sein Nachfolger Ludwig I. aber hatte seine Machtposition und den Einfluss von adeligen Eliten, Großgrundbesitzern und katholischer Kirche wieder gestärkt. Ausgehend von der Absetzung des französischen Königs und der Ausrufung einer Republik in Paris im Februar 1848 kam es, befeuert durch Hungersnöte, auch in den benachbarten Ländern zu Unruhen.

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Ursula Zabuesnig, geborene Furtner, verwitwete Attenkofer, um 1846

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Käthe von Zabuesnig

Die Menschen wandten sich in den sogenannten Märzrevolutionen 1848 gegen die autokratische "Fürstenherrschaft", forderten individuelle Freiheitsrechte und politische Mitbestimmung. In den deutschen Ländern wurde anstatt der "Kleinstaaterei" im Deutschen Bund zudem nach einem deutschen Nationalstaat gerufen.

In Bayern verschärfte die Affäre König Ludwigs I. mit der Tänzerin Lola Montez die Lage. Ludwig kündigte zwar am 6. März 1848 einige Freiheitsrechte wie "die verfassungsmässige Verantwortlichkeit der Minister", die "vollständige Preßfreiheit" oder die "Verbesserung der Stände-Wahl-Ordnung" an, dankte aber einige Tage später ab. Sein Nachfolger Max II. schaffte im "Edikt über die Freiheit der Presse und des Buchhandels" vom 4. Juni 1848 dann die Vorzensur ab. Damit war zumindest in Bayern der Weg zur Pressefreiheit grundgelegt, auch wenn zum Beispiel bei "unzüchtigen Schriften" eine strafrechtliche Verfolgung eintreten konnte.

Die in den Märzunruhen erkämpfte Frankfurter Nationalversammlung verabschiedete am 27. März 1849 eine Reichsverfassung, die einen föderalen deutschen Einheitsstaat - ohne Österreich - unter einem erblichen Kaiser vorsah. Sie garantierte die Grundrechte der Bürger wie die Gleichheit aller vor dem Gesetz, die Aufhebung aller Standesvorrechte, die Gewährleistung persönlicher und politischer Freiheitsrechte wie eben Presse- und Meinungsfreiheit. Preußen, Bayern und andere Bundesstaaten lehnten jedoch ab. Die Revolution war damit letztlich gescheitert.

Landshuter Tageszeitungen

Die Landshuter Zeitungsgeschichte spiegelt das dramatische Geschehen der Jahre 1848/1849 wider, auch wenn es hier zu "keinerlei politischen Aufläufen und revolutionären Umtrieben" (Theo Herzog) kam, Stadt und Bürger zur Monarchie standen. Das politische Geschehen wurde aber sehr wohl, auch in den neu eingeführten "Volksversammlungen", diskutiert. Bisher hatte es nur das "Landshuter Wochenblatt" gegeben, das vor allem Bekanntmachungen und Anzeigen enthielt. Es war übrigens von Josef Attenkofer zusammen mit dem Buchdrucker Martin Hagen 1793 begründet worden. Am 12. März 1848, sechs Tage nach der angekündigten Lockerung der Zensur durch Ludwig I., erschien die erste Tageszeitung, das "Tagblatt für Landshut und Umgebung". Die Zeitung, die sich einige Jahre später "Kurier für Niederbayern" nannte, war unter dem Herausgeber Johann Ferdinand Rietsch entsprechend den revolutionären Forderungen liberal-fortschrittlich, antipartikularistisch und antiklerikal orientiert.

Gegengründung durch die "Landshuter Zeitung"

Ein Jahr später entschloss sich Zabuesnig, der die Frankfurter Lösung eines Einheitsstaates unter preußischer Führung ablehnte, unterstützt vom "Verein für konstitutionelle Monarchie und religiöse Freiheit", zur Gegengründung: Am 31. März 1849 erschien, vordatiert auf den 1. April, zum ersten Mal die "Landshuter Zeitung". Im Untertitel hieß es programmatisch: "Für Wahrheit, Recht und gesetzliche Freiheit." Und eine Werbeanzeige lautete: "Da dieses Blatt den radicalen und destructiven Tendenzen der Neuzeit gegenüber eine conservative Richtung in wahrer Freisinnigkeit beobachten wird … Dasselbe wird in einfacher populärer Weise mit besonderer provinzieller Berücksichtigung das verehrliche Publikum mit den Zeitereignissen bekanntmachen, in leitenden Artikeln wahre, ächte Freiheit, Gesetzlichkeit, Ordnung und gemässigten Fortschritt predigen, die Menge statt zu verwirren und zu verführen, richtig leiten, und aufzuklären suchen, und die politischen und sonstigen Neuigkeiten in guter Auswahl und möglichst vollständiger Form liefern. … Daher bald abonnirt, gelesen und geurtheilt." Den katholisch-konservativen Kurs der Zeitung unterstrich dann seit Mai 1849 für gut dreißig Jahre der Redaktionsleiter Johann Baptist Planer.

Hochgeachteter Unternehmer

Der vielseitig interessierte und begabte Zabuesnig hatte sich bereits als Angestellter des Attenkofer'schen Betriebes in das gesellschaftliche Leben Landshuts eingebracht, war 1841 Mitgründer der Landshuter Liedertafel. Er wurde Mitglied des Magistrats der Stadt, wirkte als Vorsitzender des Gemeindekollegiums, vertrat Landshut im niederbayerischen Landrat. Er war einer der Initiatoren der Freiwilligen Feuerwehr und Kommandant des Landwehrbataillons Landshut, engagierte sich als Besitzer des Gutes Siebensee auch im Landwirtschaftlichen Verein und gründete den Bienenzuchtverein Niederbayern.

Das Unternehmen, das unter dem Namen "Jos. Thomann'sche Buchhandlung und Buchdruckerei" firmierte, baute er stetig aus: Er investierte in Schnellpressen, errichtete 1874 eine neue Druckerei an der Ländgasse 117, erweiterte und modernisierte 1877 das Verlagsgebäude Altstadt 89. Zum 70. Geburtstag verlieh ihm die Stadt Landshut die Ehrenbürgerwürde, er erhielt vom bayerischen Staat den Titel "Kommerzienrat" und den Michaelsorden IV. Klasse - "viel mehr konnte ein Bürgerlicher damals an Auszeichnung in Bayern nicht erwerben" (Heinrich Egner).

Den Aufstieg und Erfolg seiner Zeitung - 1870 war sie mit einer Auflage von 5000 Stück das "meistgelesene Blatt Niederbayerns" - konnte er noch lange mitgestalten und miterleben: Er starb hochgeachtet 1898. Im Nachruf betrauerte die "Landshuter Zeitung" den "Verlust eines der edelsten Bürger unsrer Stadt", rühmte die "hervorragenden Tugenden des Verblichenen als Bürger, Familienvater, Arbeitgeber, Wohlthäter der Armen und Berather der Bedrängten, Geschäftsmann und nicht zuletzt als treuer Sohn der katholischen Kirche". Ein Straßenname in Landshut erinnert an ihn.

Attenkofer verbindet

Der Sohn Johann Baptist und die Enkel Hans und Heinrich von Zabuesnig führten das Unternehmen erfolgreich weiter. Zum 1. März 1943 aber musste die "Landshuter Zeitung", die 1933 wie die anderen Zeitungen von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet worden war, ihr Erscheinen einstellen. Nach Kriegsende verweigerte die amerikanische Besatzungsmacht sogenannten "Altverlegern" eine Presselizenz. Die Erbengemeinschaft von Zabuesnig hatte ihre Gebäude seit Juni 1946 der fremden Lizenzzeitung "Isarpost" zur Verfügung zu stellen. Käthe von Zabuesnig, der Urenkelin des Zeitungsgründers, gelang es zwar nach Erlass der Generallizenz ab 1. November 1949 die "Landshuter Zeitung" wieder erscheinen zu lassen und "auf dem Boden der heimatgebundenen christlichen Tradition" zu etablieren. Die schwierige Situation mit der Konkurrenzzeitung "Isarpost" aber veranlasste die kinderlose Verlegerin dazu, zum 1. Januar 1951 ihren Betrieb an die "Cl. Attenkofer'sche Kunst- und Buchdruckerei" in Straubing zu übergeben.

Unter dem Straubinger Verleger Dr. Georg Huber wurde die "Landshuter Zeitung" durch Übernahme und Einstellung der "Isar-Post" zum 31. Dezember 1958 die einzige Tageszeitung Landshuts. 1966 entstand an der Ländgasse 116 ein neues Betriebsgebäude, 1974 wurde an der Porschestraße 20 die neue Druckerei eingeweiht. Nach dem Tod von Käthe von Zabuesnig 1985 ging auch das Stammgebäude Altstadt 89 in den Besitz der Straubinger Verlegerfamilie Huber/Balle über. So mündete das Werk, das Josef Attenkofer 1791 mit einer Buchbinderei begonnen hatte, ein in das Unternehmen, das sein Enkel Clemens Attenkofer 1860 in Straubing begründet hatte - und das dessen Erben heute unter dem Namen "Mediengruppe Attenkofer" führen.

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Literatur- und Quellenhinweis:

Josef H. Biller, Die Attenkofer aus Attenkofer, in: Cl. Attenkofer'sche Buch- und Kunstdruckerei von 1860 bis 2010. 150 Jahre Straubinger Tagblatt. Eine Chronik, Straubing 2010, S. 29-47; Heinrich Egner, Chronik der Landshuter Zeitung, in: ebd., S. 319-323; Theo Herzog, Landshut im XIX. Jahrhundert, Landshut 1969, S.183-240; Gerhard Schmidt, Straubing Ludwigsplatz 30, Manuskript, Straubing 1993 (Verlag Attenkofer); Denkschrift zum 100jährigen Jubiläum der Jos. Thomannschen Buchhandlung Landshut, Landshut 1893.


Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Beilage "175 Jahre Mediengruppe Attenkofer".