Es geht um viele Millionen Euro

TSV 1860: DFB kritisiert "Wettrüsten" in Dritter Liga


Protagonisten der Dritten Liga: DFB-Präsident Reinhard Grindel (li.), Löwen-Geschäftsführer Michael Scharold und die Uerdinger Königtransfers Stefan Aigner sowie Adriano Grimaldi (v.li.).

Protagonisten der Dritten Liga: DFB-Präsident Reinhard Grindel (li.), Löwen-Geschäftsführer Michael Scharold und die Uerdinger Königtransfers Stefan Aigner sowie Adriano Grimaldi (v.li.).

Von Patrick Mayer / Online

Die Vereine der Dritten Liga und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) liegen im Clinch. Während die Klubs - auch der TSV 1860 und Haching - viele Millionen Euro mehr an Vermarktungsgelder fordern, wirft der DFB den Vereinen auf AZ-Nachfrage ein "Wettrüsten" vor - und schließt eines kategorisch aus.

München/Unterhaching - Es geht um Millionen, sehr viele Millionen Euro. Und einen Clinch zwischen Fußball-Klubs und ihrem Dachverband, der nicht enden will.

Dritte Liga: Kritik am DFB

"Die 3. Liga bräuchte circa drei Prozent der von der DFL (Deutsche Fußball-Liga, d. Red) ausgehandelten 1,5 Milliarden Euro für die TV-Vermarktung. Das sollte dem deutschen Fußball diese höchst attraktive Dritte Liga wert sein", sagte unlängst Haching-Coach Claus Schromm im Gespräch mit der AZ. Wären rund 45 bis 50 Millionen Euro aus der Vermarktung für die Drittligisten, darunter die SpVgg Unterhaching und der TSV 1860.

Deren (teils scharfe) Kritik richtet sich aber nicht gegen besagte DFL, welche erste und zweite Bundesliga organisiert. Sondern gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB), unter dessen Dach die Dritte Liga ihren Wettbewerb bestreitet - und nicht von den immensen TV-Geldern profitiert.

Klubs wie TSV 1860: Dritte Liga ein Riesen-Risiko

Der Vorwurf der Klubs: Die Dritte Liga ist wirtschaftlich ein Riesen-Risiko - und hat so keine Zukunft. Auch Haching und Sechzig teilen dem Vernehmen nach diese Sichtweise. Der DFB aber mauert, wirft den Klubs auf AZ-Nachfrage "gegenseitiges Wettrüsten" vor. Die Situation verschärft sich ungebremst.

"Wir sind uns bewusst, dass die Rahmenbedingungen in der 3. Liga herausfordernd sind. Es gibt aber zahlreiche Beispiele, die aufzeigen, dass - sofern die Rahmenbedingungen des Klubs halbwegs zur 3. Liga passen - positive Ergebnisse erzielt werden können", erklärt ein DFB-Sprecher, bleibt im Konjunktiv und mahnt: "Zur Realität gehört aber auch, dass sich einige Klubs am 'gegenseitigen Wettrüsten' in den Spielerkader beteiligen und damit hausgemachte Risiken eingehen."

Konkurrenten in der Dritten Liga: Löwen-Geschäftsführer Günther Gorenzel (li.) vom TSV 1860 und Hachings Trainer Claus Schromm.

Konkurrenten in der Dritten Liga: Löwen-Geschäftsführer Günther Gorenzel (li.) vom TSV 1860 und Hachings Trainer Claus Schromm.

DFB: "Hausgemachte Risiken" der Klubs

Ein hausgemachtes Problem? Zuletzt gingen die Klubs den Kompromiss ein, weiter vier Absteiger zu akzeptieren. Nach eigenem Bekunden, um mitzuhelfen, die bislang stagnierende Regionalliga-Reform vielleicht doch noch zu realisieren. Das ändert freilich nicht, dass DFB und Drittligaklubs offensichtlich nicht dieselbe Sprache sprechen.

"Die wirtschaftliche Ausstattung mit durchschnittlich circa acht Millionen Euro pro Klub ist ausreichend, um Profisport unter den gegebenen infrastrukturellen Anforderungen anzubieten. Dies haben die Klubs selbst erkannt, sodass der DFB bereits seit einiger Zeit gemeinsam mit den Klubs an härteren Maßnahmen zur Regulierung arbeitet", erklärt der Verband weiter - und schiebt die Verantwortung den Vereinen zu.

Laut DFB werden über die Vermarktung zentraler Ligarechte derzeit mehr als 20 Millionen Euro "und somit über eine Million Euro pro Klub ausgeschüttet". Nach AZ-Informationen bekommt Haching zum Beispiel 1,042 Millionen Euro vom DFB. "Die ersten Ligen anderer Profi-Sportarten erzielen in der Regel deutlich weniger Erlöse", meint der DFB-Sprecher weiter: "Im internationalen Vergleich liegt die 3. Liga in Deutschland neben England auf einer absoluten Spitzenposition."

DFB: Vorschlag aus Haching ist nicht realistisch

Die Klubs müssten sich laut DFB vielmehr "mit der Frage auseinandersetzen, inwieweit die gesteigerte Aufmerksamkeit und Reichweite für eine noch bessere Vermarktung genutzt werden kann".

Doch, was hält der Verband von der Hachinger Forderung nach rund 30 Millionen Euro mehr? "Mehr Geld würde sicherlich jedem Klub gut zu Gesicht stehen, nicht nur in der 3. Liga", heißt es vom DFB-Sprecher: "Wir halten diese Forderungen derzeit jedoch nicht für realistisch. Wir sehen unsere Aufgabe darin, nach umsetzbaren Lösungen zu suchen."

Ferner stünde "nicht zur Debatte", die Dritte Liga in die DFL einzugliedern, hieß es aus Frankfurt weiter: "Der DFB hat gerne die Trägerschaft der 3. Liga inne."

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